Kerbespruch 1973
Herzlich
Willkommen Ihr lieben Gäst,
zu unserem
diesjährigen Kerbefest!
Wie schon
im Jahr zuvor, da habt Ihr gelacht,
haben wir
wieder das neueste zu Papier gebracht.
Was im Dorf
so lustiges ist passiert,
das wird
heute von uns glossiert.
Beginnen
möchte ich mit ernsten Sachen,
denn über
die Gemeindezusammenlegung
gibt es nichts zu lachen. – V i v a t!
Man kommt
sich vor wie im Mittelalter,
wird sind
die Sklaven und in Schlangenbad
sitzen die Verwalter!
Gutes hat
uns der Zusammenschluß nicht gebracht,
im
Gegenteil, es wird alles teurer gemacht.
Seit dem Anschluß an den Wasserverband, das ist hart,
zahlen wir
mehr Wassergeld als die Bürger von
Deutschlands größter Stadt.
Auch Wambach dachte in aller Eile,
an die
vielen Vorteile,
die sie gewinnen
können,
wenn wir
uns Gesamtgemeinde Schlangenbad nennen.
Das Wasser
in Wambach ist ziemlich knapp,
aber da Bärstadt ja jetzt eine Tiefbohrung hat,
die ganz in
der Nähe von Wambach liegt,
wussten die
wo man das Wasser her kriegt.
Sie nutzen
gleich die Chance aus,
und
beförderten das Bärstadter Wasser ins Wambacher Haus.
Nun stehen
wir da wie begossene Pudel,
trinken nur
noch die Hälfte aber sauberen Sprudel! – V i v a t!
Und was hat
man vor den Wahlen,
weil man
Wählerstimmen hat gebraucht,
Versprechungen
gemacht, es hat nur so geraucht.
Heute sind
sie in aller Winde verweht, oder habt ihr noch
einen von Ihnen erspäht???
Wenn das so
weiter geht dann gute Nacht,
hat man uns
bestimmt bald um Haus und Hof gebracht. – V i v a t!
Mit der
Großgemeinde mach ich auch weiter,
aber
diesmal ist die Sache lustig und heiter.
Die
Feuerwehren sollten Ihre Kräfte messen und sehen
wie es mit
der Schnelligkeit steht,
darum wurde
beschlossen,
das es nach
Hausen zum Feuerwehrfest geht.
Um die
Sache reizvoller zu machen, für Arbeit und Qual,
stiftete
der Bürgermeister einen Pokal.
An einem
Junisonntag um zwei,
stürmten
auch alle Wehren herbei.
Schwer
bepackt mit vielen Geräten,
sie den Hausener Sportplatz betreten.
Dann wurde gelaufen und mit Wasser gespritzt,
ja die
Männer haben gekämpft und tüchtig geschwitzt.
Uns hat man
knapp geschlagen nun ja,
der Pokal
war sowieso nicht da.
Der
Bürgermeister der ihn überreichen sollte
weilte im fernen Urlaubsort,
der Pokal
war auch nicht da, er war einfach fort.
Aber die
Siegerehrung wurde nicht mit leeren Händen vorgenommen,
vom
Fußballverein hat man einen Leihpokal bekommen.
Das niemand
ihn hat erkannt,
wurde der
Deckel abgenommen und so die Herkunft getarnt.
Den Siegern
die am schnellsten gerannt,
drückt man
sicher bald den echten Pokal in die Hand. – V i v a t!
Vor Wochen
hörte man im Ort,
die
Schützenjugend treibt zu wenig Sport.
Sie läuft
umher mit Bäuchen dick und rund,
ja ist so
was denn gesund?
Dagegen die
Turner spielen Tischtennis und Gymnastik,
die werden
nicht dick,
dieser
Sport bringt Ihnen Jugend und Schönheit zurück.
Auch neu
hinzugezogene sind viele dabei,
von Ihnen
hört man über die Dicken das meiste Geschrei.
Sie sind
spindeldürr und manche auf dem Kopf schon kahl,
ist so
etwas denn normal???
So treibe
doch jeder den Sport den er für den schönsten hält,
dann
herrscht auch wieder Ruhe und Ordnung in unserer
kleinen
dörflichen Welt. – V i v a t!
Mit dem
Feste halten ist es bestimmt auch bald vorbei.
Denn im
Neubaugebiet hält man Musik für Lärm und Tanz
für Geschrei.
Da ist es
kein Wunder dass so manchem alten Bärstadter
platzt der
Kragen,
aber ich
hoffe doch für die Zukunft, man wird sich auch mit den
neuen vertragen. – V i v a t!
Unser
Pfarrhaus, ein ziemlich altes Stück,
das schon
erlebte so manchen Krieg,
wird nun
modernisiert,
und bekommt
Gucklöcher statt Fenster einmontiert.
Das Ganze
ist kein billiger Spass,
aber da
heißt es nur: „ach was!“
Auch wenn
man dafür zwei Häuser hätte bauen können,
sind manche
Bärstadter stolz, ein altes schönes ihr eigenes
zu nennen.
– V i v a t!
Eines
Mittags so gegen drei,
kam ein
Mann im langen Mantel an der Linde vorbei.
In Richtung
Sparkasse lenkte ihn der Schritt,
das bekamen
auch die alten Leute auf der Lindenbank mit,
sie
tuschelten und kamen überein,
das müsste
ein Bankräuber sein.
Unterdessen
trafen vor dem Kirchtor zwei Männer ein,
man meinte
das müssten doch die Komplizen sein.
Um sich in
Sicherheit zu bringen,
man weiß ja
nie bei einem Bankraub wird vielleicht geschossen,
ging man
eilig nach Hause und hat die Türen verschlossen.
Doch die
ganze Sache hat sich später als harmlos herausgestellt,
der Mann im
langen Mantel war der neue Pfarrer,
der hier
sonntags den Gottesdienst hält.
Weil er noch fremd war hier im Ort und Sparkasse hat gesucht,
ergriffen
bei seinem seltsamen Aussehen die Alten
die Flucht.
Auch die
Beiden am Kirchentor machten keine krummen Geschichten,
sie lasen
nur die neuesten kirchlichen Nachrichten. – V i v a t!
Hundebesitzer
habe es heute schwer,
denn es
gibt für ihre vierbeinigen Freunde keinen Auslauf mehr.
Abends ist
Herrchen meistens zu müde um mit ihm durchs Feld zu gehen
so muss der Hund halt selbst nach dem Rechten sehen.
So ist es
auch bei uns im Ort,
da
passierte vor einem Monat oder auch zwei,
so ne
kleine Hundeschweinerei.
Der Hund
und dass kommt schon mal vor,
setzte sich
zur Verrichtung seines „Geschäfts“
vor des
Nachbarn Gartentor.
Als dieser die Bescherung hat erkannt,
ist er wie
Rumpelstilzchen im Garten auf und ab gerannt.
Die
Hinterlassenschaft des Hundes hat er sogleich auf eine
Schaufel gefegt,
damit lief
er zum Hundebesitzer voll Wut und ganz aufgeregt.
Dort
angekommen rief er voll Zorn,
„Was dein
Hund mir vor das Gartentor geschissen,
hab ich dir
an die Haustür geschmissen. – V i v a t!
So jetzt
mache ich gleich Schluß,
doch eines
ich Euch noch berichten muss.
Mit den
Schwarzarbeiten hierzulande,
da erlebt
man schon so allerhand.
Einer Ihr
kennt ihn all,
der hatte
vor ein paar Wochen so einen Fall.
Der
Arbeiter, um Heizungsrohre zu verlegen,
bohrte
Löcher in die Wand,
bei diesem
Vorgang die Bohrmaschine hat sich verklemmt
und flog ihm aus der Hand.
Die
Bohrmaschine flog oh Schreck,
gleich ins
Aquarium rechts im Eck.
Und in
Windeseile ergossen sich Wasser und auch Fische,
unter
Schränke, Sessel und auch Tische.
Die gute
Stube sah aus wie ein See,
auf dem
Teppich zappelten Fische
und sprangen in die Höh.
Zu retten
war da nicht mehr viel,
das Wasser
suchte sich indessen durch die Decke in den Keller
sein Ziel.
Wie man
später hat vernommen,
sind die
Fische alle bis auf vier umgekommen.
Und die
Bilanz von diesem Schreck,
Wasser und
auch Fische waren weg. – V i v a t!
Mit unserem
Spruch sind wir nun am Schluß,
und hoffen
es gibt deshalb keinen Verdruß.
Öffentlich
durch den Kakao gezogen ist nicht jedermanns Sache,
doch wollt
Ihr nicht heute ausnahmsweise mal lache?
Niemand
soll wegen so einem Spruch beleidigt sein,
ist er’s
doch, kommt er im nächsten Jahr bestimmt wieder hinein.
Wir hoffen
Ihr habt genug Stimmung mitgebracht,
und weiter
mit uns singt und lacht.
So nun mach
ich endlich Schluß,
mein Hals
ist trocken und ich etwas trinken muss.
Ich lade Euch in unsere Halle ein,
trinkt dort
ein Gläschen Wein oder Bier,
und ich
hoffe im nächsten Jahr seid Ihr alle wieder hier! – V i v a t!